Es gibt immer ein erstes Mal. Ich weiß noch genau, als ich das erste Mal von Freudenfreude hörte. Das Wort klang befremdlich. „Freudenfreude“. Was soll das sein?

Es muss etwas Gutes verheißen, denn es ist gedoppelt aus einem Wort, das mir viel bedeutet: „Freude“.

„Das ist, wenn Du Dich mit jemandem über dessen Freude freust“, sagte mein Freund und ich bekam eine Gänsehaut. Warum hatte ich davon noch nicht gehört?

Was ist diese „Freudenfreude“ und wie können wir sie in unser Leben holen?

Freudenfreude ist das Gegenteil von Schadenfreude

Die New York Times berichtete Ende 2022 von der „Freudenfreude“ als neuen deutschen Fachbegriff als Gegenteil zur Schadenfreude. Statt sich über das Leid oder Missgeschick eines anderen zu freuen, etabliert Freudenfreude die Freude darüber, dass jemand anderes sich freut.

Wenn ich hinfalle, und du lachst ist das Schadenfreude.

Wenn ich mich für einen Erfolg feiere und du feierst mit, ist das Freudenfreude.

Die richtig böse Schadenfreude ist, wenn ein als Konkurrent deklarierter Mensch einen Vortrag verhaut, den man selbst gerne gehalten hätte. Es ist der Gedanke, dass – wenn ich den Erfolg nicht haben kann, dann bitte niemand.

Die richtig extreme Freudenfreude ist, wenn eine Freundin den nächsten Roland-Emmerich Film schneiden darf, du gerade gar kein Filmprojekt hast, aber sie so feierst, dass du dich so fühlst, als würdest du selbst nach L.A. gehen. Und guess what, vielleicht bringt dich diese Begeisterung dazu mit nach L.A. zu fliegen und als Co-Editorin beim Film mitzuwirken!? You never know, was passiert, wenn du die Freude reinlässt.

Freudenfreude kann gelernt werden

Freude ist etwas, das gelernt werden kann. Es gibt keine Freudenfreude-Unverträglichkeit. Freude kann auf einem Nährboden wachsen, der bei manchen mehr und bei anderen weniger gesät ist.

Noch! Ich glaube fest daran, dass – wenn einmal erkannt – und einmal verstanden, wie es geht, Freudenfreude in jedem wachsen kann. Und ich glaube daran, dass sie unsere Gesellschaft aufwertet.

Freudenfreude ist (k)eine Utopie. Wir können sie generieren.

Was Freudenfreude mit unsereren Schulreferaten gemacht hätte

Was, wenn wir statt Schadenfreude Freudenfreude in unserer Kindheit erfahren hätten?

Nehmen wir Claudia. Sie hatte immer so viel Angst davor, ihre Referate zu vermasseln. Mit einer kultivierten Freudenfreude hätte sie mit einem anderen Empfinden referiert. Es wäre so abgelaufen:

Sie weiß, dass alle in diesem Raum, die meiste Freude empfinden, wenn sie Erfolg hat. Und das veranlasst sie zu einem elaborierten, entspannten Vortrag, dem selbst dann wohlwollend gelauscht wird, wenn sie ins Stocken gerät. Sie schaut in nickende, wache Gesichter, die signalisieren: Wenn Du das gut machst, hab ich was davon, also bin ich auf deiner Seite.

Klingt das nach Druck? Also für mich klingt das nach einem angenehmen Push aus der Komfortzone.

Warum wir mit Freudenfreude gesünder leben

Hand aufs Herz, wie anstrengend sind Neid und Missgunst?

Was kostet es uns wirklich, eifersüchtig auf einen Menschen zu sein?

Wohlwollen, Dankbarkeit und Freude an der Freude des anderen, schafft nicht nur Verbindung zu unseren Mitmenschen sondern auch Verbindung zu unserem Körper. Denn wie fühlt sich das an? Wohlwollend sein, dankbar sein und sich freuen.

Ich glaube, wir kriegen weniger Herzkaschper, wenn wir die Freudenfreude kultivieren.

Also wie geht das?

Journalfragen zur Freudenfreude

Wie fühlen wir gegenüber jemandem, der überschwänglich von einem Erfolg erzählt?

Was verstehen wir unter Angeberei?

Es mag sein, dass jemand, der begeistert von seinem neuen Auto, neuem Job oder seiner neuer Errungenschaft erzählt, eigentlich Anerkennung wünscht. Aber was, wenn wir ihn stattdessen aus vollem Herzen feiern?

Wie können wir bewusst Teile unserer Freude verteilen, wenn wir uns selber feiern?

Wie fühlt es sich an, jemanden für seinen Erfolg zu beglückwünschen und zu feiern?

Was lehrt uns Freudenfreude?

Der Freudenfreudetanz

Ich sag jetzt einfach mal: Das ist der Freudenfreudetanz. Wer ihn tanzt, freut sich des Lebens und freut sich mit jedem, der ihn auch tanzt. Je kasperiger, desto mehr Potential ist da in Freudenfreude aufzugehen. Der Tanz ist wie gönnerhaft Freude verteilen.

Wer sich frei fühlt, wenn er den Freudenfreude-Tanz tanzt und singt, der hat Freudenfreude kultiviert und ist bereit sie weiter zu tragen. Probiert es mal. Das Reel kann geremixt werden auf Instagram.

Der Text zum Tanz: „Ach wie schön ist die Welt. Ach wie schön ist die Welt. Ach wie schön ist die —- Sprung —- Welt. Sie ist so herrlich. Sie ist so herrlich. Sie ist so wunderbar. Lalalalala.“

Die Anleitung zum Tanz: Einmal springen so hoch du kannst, einmal verwundert sein, einmal drehen, einmal am Hemd zupfen, einmal wie in ein Mikro singen und die Stimme verzerren und einmal rumhüpfen im Kreis mit Schwung. So einfach!

Eine Übung wie wir Freudenfreude bescheren und kultivieren

  1. Teile einen eigenen Erfolg, der dich freut.

2. Teile ihn, obwohl du denkst, es wäre Angeberei.

3. Teile ihn mit einem echt schrägen Bild, auf dem du überglücklich bist.

Mein schräges Bild für Euch zum Mitfreuen.

Du gibst den anderen damit die Gelegenheit Freudenfreude dir gegenüber zu empfinden. Wenn er das Konzept nicht kennt, findet er es vielleicht zunächst überdreht. Sag ihm, er soll es mal mit Freudenfreude probieren. Lass deinen Gegenüber sich öffnen für die Freude und lass ihn Dich feiern.

Und jetzt umgedreht:

  1. Feiere etwas, über das sich jemand anderes freut.
  2. Lache laut mit ihm.
  3. Freue dich mit ihm, weil es gut für ihn ist und weil es damit gut für dich ist.

Freue dich MIT ihm, nicht FÜR ihn. Denn es ist eine Freude, die nicht nur mitgefühlt wird. Es ist eine Freude, die durch das eigene System jagt und dort große Wohltat stiftet.

Einmal kultiviert, entsteht eine freudenfreudige Community.

Was eine freudenfreudige Community ausmacht

Bevor ich wusste, was Freudenfreude ist, habe ich in Online-Communitys gelernt, wie es ist, sich füreinander zu freuen, ja, sich zu feiern.

Online-Communitys, die ein gemeinsames Ziel haben und sich gegenseitig supporten, sind freudenfreudig. Auch wenn sie den Begriff (noch) nicht kennen. (Ich habe in fragende Gesichter geblickt, als ich von Freudenfreude sprach.)

Freudenfreudige Communitys sind aufgebaut auf Wohlgefühl und geteilten Erfolg. Sie nähren sich von multiplen Möglichkeiten, Freude zu empfinden. Wer Glück und kleine wie große Erfolge in die Gruppe bringt, lässt zu, dass er gefeiert wird. Er fühlt die Empfindungen des Geschmeichelt seins und – ja – erfolgreich seins durch eine Lupe. Die Lupe der Gemeinschaft. Er macht das nicht mit dem Habitus des „Ich bin besser als ihr“ sondern in dem Wissen, dass die Rollen switchen und jeder profitiert.

Das bedeutet, jeder erlebt Erfolge – fremde und eigene – wenn er lange genug in der freudenfreudigen Community ist. Denn wo Freude ist, da will mehr Freude sein und wo Freude in der Überzahl ist kann sich Missgunst in Wohlwollen und -ja – Freudenfreude verwandeln.

Nehmen wir einen Frauenkreis.

Eine Frau hat eine Erkenntnis, die alle weiterbringt. Eine andere Frau hat einen Song geschrieben, der alle berührt. Eine Frau darf ein echt spannendes Filmprojekt schneiden. Und wir können uns mit ihr freuen.

Wisst ihr? Ein paar von uns mühten uns ab, unsere Freude für uns zu behalten. Denn wir dachten, Andere könnten neidisch werden und uns ablehnen. Wir dachten, wir würden ja auch nicht wollen, dass andere ihre Freude so raushängen lassen. Damit ist jetzt Schluss.

Wir sind jetzt füreinander da und feiern unsere Erfolge gegenseitig. Wie feierst Du Erfolge bisher und wie möchtest Du sie feiern?

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