Das Konzert ist seit einer Woche angekündigt. Die Fans wissen Bescheid. Sie aktualisieren bereits den Feed, um den Anfang nicht zu verpassen. Und du? Du sitzt vor aufgebautem Equipment, vor deiner Kamera und hast die Augen geschlossen. Du atmest. Du sammelst dich.
Liebe(r) Musiker:in. Bist du das bald?
Bist du es, die die Augen wieder öffnet und auf Live gehen drückt?
Ich bin letzten Sonntag live gegangen. Nach einem Jahr „no post“, bin ich zurück und erstaunt, wie einfach das ging. In diesem Beitrag teile ich meine ersten Breakthroughs und Eindrücke zum Thema Online-Live-Konzert.
Und sage Dir, es wäre cool für dich und für uns alle, wenn du auch live gehst. Für deine Sichtbarkeit.
Am Ende dieses Artikels sag ich dir, warum.
Mein erstes Insta-Live Konzert Sonntag, 8.1.2023 und der kribbelnde Auftrag
Das Handy ist auf der Ringlichthalterung platziert, das Tablet mit meiner Facebookseite zeigt auf mich. Alles ist ready. Es fehlt ein Klick auf mein Handy, um auf Instagram live zu gehen und ein Klick auf mein Tablet, um auf Facebook live zu gehen.
Ein Blick auf die Uhr verrät mir: Ich habe noch eine dreiviertel Stunde bis mein Online-Konzert beginnt. Whaaat!? So lang?
Es könnte sein, dass ich durchdrehe. Vor Excitement.
Ich beschließe mich hinzusetzen, auf meine Couch. Und in mich zu gehen.
Die letzten fünf Tage waren turbulent und spannend, nur weil ich eine fixe Idee hatte. Die Idee: „Ach, ich könnte doch eigentlich ein Live-Konzert auf Instagram geben am Sonntag. Warum nicht?“ Was für eine tolle Übung. Es wäre ein Schritt auf dem Weg zu meinem Jahresziel: Meine 10 deutschen Songs auf die Bühne zu bringen.
Nun sitze ich hier und mein Herz pocht als sei ich verliebt*. Ich lege meine Hand auf mein Herz und atme. Ich bin froh, dass ich Breath Work mache und kann. *was ich auch bin, ganz frisch
Meine Gedanken: „Wow. Diese Bühne, die ich gleich betrete, habe ich mir selbst geschaffen. Ich brauchte keine Veranstalter, keine Location. Ich musste kein Klavier in ein Auto packen und ausräumen. Ich habe nur mich, meine Kameras, mein Licht.“
Sichtbar sein: Ich will Musiker:innen empowern, Online-Konzerte zu geben
Während ich so sitze, kribbelt es plötzlich. Es fängt an meinem rechten Schulterblatt an und breitet sich aus, in meinen Bauch, in meinen Kopf. Ein fixer Gedanke, der mich elektrisiert:
Ich bin nicht alleine. Ich bin nicht die einzige, der diese Art Verbindung mit ihrem geschätzten Publikum gefällt.
Ich bin nicht die einzige, der es gut tut für sich und ihre Leidenschaft einzutreten.
Und ich spürte, dass eine Aufgabe geboren war:
Ich will Musiker:innen empowern, Online-Konzerte zu geben!
Jede Musiker:in möchte ihre Musik teilen. Jede Künstler:in möchte Sichtbarkeit. Was, wenn sie live gehen muss, um sich zu verbinden? Die Musikvideos, die fancy Reels, das mit Canvas designte Instagram-Profil. Ankündigungen neuer Songs. Tourbilder, Release-Dates. Fotos aus dem Studio. Das sind alles Posts, die geliked werden. Aber was passiert, wenn ihr live geht, aus eurem Wohnzimmer? Näher ran geht gar nicht.
Ich liebe kleine Künstler:innen. Es gibt eine Reihe Instagram-Künstler:innen, auf deren Live-Konzert ich gehen würde. Bequem, einfach, direkt. Als eine Annäherung der besonderen Art. Zum ersten Kennenlernen.
Ich atme ein und ich atme aus.
Mit einem Ruck öffne ich meine Augen. So ein Augenaufschlag wie aus einem Horrorfilm, wenn eine Puppe, die friedlich die Augen zu hatte, sie plötzlich aufreißt. Mit dem Unterschied, dass der Soundeffekt der friedlichen Puppe grauslich ist, während mein Augenaufschlag eher einem verzaubertem „Bling“ gleicht. Ich hab Gänsehaut.
(Diesen Vergleich fand ich gerade sehr witzig. Äh, du auch?)
Ich stehe auf. Es ist beschlossen. Ich gehe auf Facebook früher live. Ich will einen Backstage-Bericht machen. Ich will Insights geben für diejenigen Sänger:innen, deren Online-Konzerte ich sehen will und die Welt sehen muss. Ich will zeigen, wie schön es ist. Was ein wunderbares Geschenk für beide Seiten.
Und ich fange an zu reden. Über alte Erfahrungen auf Bühnen. Über Stress. Über den Anspruch besser zu sein. Über Konkurrenz. Und dass das alles keine Rolle mehr spielt. Denn wir sind alle da, um das zu tun, was uns Freude bereitet.
Das Konzert beginnt – Aufregend! Ich bin sichtbar.
Ich hebe die Hand, senke die Hand. Ich schließe die Augen. Ich bebe. Es gibt einen Weg. Der geht nach vorne. Und eine Chance, dieses Ereignis für mich und für alle, die daran teilnehmen, schön zu machen. Mich drauf einlassen, diesen Raum zu betreten mit allem, was ich habe und allem, was ich bin. Mich darauf einlassen, dass ich nicht weiß, was geschehen wird. Es gibt einen Weg. One way to find out. Ich weiß, meine Mundwinkel tanzen und ich drücke live starten. Eine Schrift sagt „You are live.“
Es dauert ein paar Sekunden und die ersten Menschen hüpfen virtuell rein.
Sie sehen mich. Sie warten auf mich. Alles, was ich jetzt tue, tue ich für sie. Ich bin da für sie. Ich performe für sie. Ich gebe ihnen die Musik, die ich in Momenten großer Gefühle geschrieben habe. Ich bin verletzlich und stark.
Erwartung und Verantwortung in der Sichtbarkeit
Ich bin hier alleine in meinem Wohnzimmer, aber ich spüre, dass da noch mehr im Raum ist: Erwartung und Verantwortung.
Meine Zuhörer haben sich ihre kostbare Zeit für die Musik aufbewahrt, die sie von mir erwarten. Oder sie wollten einfach mal gucken, was ich so mache.
Und was mach ich? Ich trage die Verantwortung für die nächsten zwanzig Minuten. Die Verantwortung für dieses Konzert. Für mich und für die Menschen, die zuschauen.
Ich sehe, dass meine Community eine Bubble ist, die sich auf persönlichem Kontakt aufbaut und um Menschen erweitert, die sich für mich interessieren, obwohl sie mich nicht kennen. Für mich sind alle wertvoll.
„Wie schön euch alle hier zu sehen“, sagte „zurück_zur_Liebe“ und ich sage: „Ja, gell? Das ist so schön. Und wie schön es wäre, wenn ihr jetzt alle da in meinem Wohnzimmer wäret. Zwanzig Leute. Das wäre kuschlig.“
Wie sich Live- und sichtbar sein anfühlt
Die Aufregung bleibt das ganze Konzert über. Ich bin von ihr beflügelt. Ich schwebe. Und obwohl ich schwebe bin ich in meinem Körper. Ich sitze hier mit vollem Einsatz und bin da für mich, die Musik und für mein Publikum. Ich entdecke mit Erstaunen und wiederum Freude, dass 20 Menschen da sind. Das sind fast 20 Prozent all meiner Follower.
Das Live trägt mich. Die Kommentare fliegen rein. Sie beinhalten Herzen und Ausdruck von Berührtsein. Sie spiegeln wieder, was ich fühle.
Ich fühle mich wie mein 8jähriges Ich, das im Garten tanzt, voller Glück und dem Gefühl die Welt ist voller Möglichkeiten.
„Ach wie schön ist die Welt“, Tanja 8 Jahre
Empowerment für Dich – was Live-Konzerte mit dir machen und was sie verändern
Online-Live-Konzerte sind ein Abenteuer für Musiker:innen und Publikum zugleich. Diese Unmittelbarkeit, in dem sich Künstler:in und Fans verbinden macht etwas mit beiden Seiten.
Schon bevor du auf Live gehen drückst, bist du verändert. Denn du hast dein eigenes Universum geschaffen, deinen Raum geöffnet, zugelassen, dass Fans dir nah sein dürfen. Du hast Selbstvertrauen gewonnen und bist bereit, dich zu zeigen.
Sichtbarkeit ist in der Online-Welt ein großes Thema. Du weißt das und ich weiß das. Aber wie wirst du sichtbar, wenn du dich gleichzeitig versteckst? Woher will dein Publikum wissen, ob du gesehen werden willst, wenn du dich nur in perfekt ausgeleuchteten Settings zeigst und die Takes aussortierst, in denen du nicht so aufgetreten bist, wie du gerne wahrgenommen werden willst?
Werde sichtbar indem du dich live zeigst. Du wächst über dich hinaus. Das ist eine Energie, die dir und die auch deinem Publikum gefällt. Du sammelst Erfahrung und echte Follower.
Diese Welt ist entstanden, damit wir auf ihr wandeln und tun, was uns wichtig ist. Mir war wichtig dieses Konzert zu geben. Was ist dir wichtig?
Gibst auch du demnächst ein Online-Live-Konzert?
Liebe Tanja
So ein mitreißender Artikel!!
Ich bezeichne mich zwar nicht als Musikerin, arbeite aber viel mit Klang und Gesang. Es kommen eigene Lieder aus mir, die ich in meinen Singekreisen mit Menschen singe.
Bisher hatte ich oft auf fb so wenig Resonanz, wenn ich mal ein Lied live gespielt habe, dass mir das wenig Freude macht.
Dein Artikel macht sogar mir Lust, mal wieder ein live Format zu kreieren mit meiner Musik oder meinem Klang.
Klangvolle Herzensgrüße
Von Regina
Liebe Regina,
so schön das zu hören!
Ich habe auf deiner Seite nachgesehen und sehe großes Potential, live zu gehen. Stille und Klang lassen sich gut kombinieren. Meditative Elemente mit gemeinsamen Singen. Top.
Ich sehe das so: Konzerte sind Reisen, bei denen Geschichten und Eindrücke entstehen. Manchmal ist ein Lied, das wir singen, das Beiwerk und manchmal sind es die Worte.
Mein letztes Live war minutenmäßig mehr Kommunizieren und Verbinden als Singen. 🙂 Wobei das Zentrum immer da liegt, wo die Live-Gänger:in die größte Freude empfindet.
Also, wenn du eine Idee hast, dein geschätztes Publikum mit auf eine Reise zu nehmen, freut es sich auf dich. Eine Meditation anleiten, gemeinsames Mantrensingen, Eintunen auf den Tag. Gedichte. Auch das ist möglich.
Ich bin gespannt, wie es bei dir weitergeht
und nehme deine klangvollen Herzensgrüße sehr sehr gerne an.
Danke sehr.
Lieben Gruß,
Tanja
[…] Wenn du deine ersten drei Songs geschrieben hast, empowere ich dich: gib ein Instagram-Live-Konzert! […]
[…] Die einwöchige Aktion, die im Live-Konzert gipfelte, zeigte mir, wie wichtig mir meine Musik ist und wie schön es ist, mit dieser Musik meine Hörer:innen zu erreichen. Ich bekam wunderbares Feedback und spürte, dass ich Musiker:innen empowern möchte mit ihrer Musik live zu gehen. […]