Durch das Hören und Singen von Musik haben wir bereits ein intuitives Verständnis dafür, wie Songs strukturiert sind. Wir haben eine Art intuitive Datenbank in uns, auf die wir zurückgreifen können. Also wenn du denkst, du weißt noch nicht, wie Songs aufgebaut sind, kann ich dir sagen: Doch, das weißt du.
Aber damit du schonmal gehört hast, wie Songs aus rein fachlich-technischen Richtung her aufgebaut sind, habe ich diesen Artikel für dich verfasst.
Bitte schau dir das einmal an und vertraue dann wieder darauf, dass du durch Learning by Doing am besten lernen kannst. Die Songkreatrix handhabt das auch so. Denn du schreibst deine eigenen Regeln für deine Musik. Es fühlt sich besser an nach dem eigenen Flow zu gehen und mit jedem Song zu wachsen und dazuzulernen.
Anmerkung: Die Reihenfolge ist Absicht.
Strophe – die Erzählwiese
Die Strophe ist ein Teil des Songs, der sich klanglich in etwa wiederholt, aber mit immer anderen Text versehen ist. Pure Erzählerinnenkunst. Die erste Strophe ist wie die erste Seite eines Buches. Du schlägst es auf und bekommst einen ersten Eindruck. Also steige direkt ein ins Geschehen. Regelwerke können sagen: Das sind so 8 – 12 Takte. Ich sage dir: Denk nicht in Takten, aber guck, dass die Strophen sich klanglich wiederholen und du immer neuen Text aus dem Herzen reingießt.
Der Moment, wenn du eine Strophe empfängst ist ein Moment des Storytellings. Es passiert aus der Hüfte. Der Vers leitet zum Refrain oder zum Pre-Chorus. Oder zu Bridge oder dahin, wo immer du sein willst.
Refrain – das Ohrwurm-Zentrum
Der Refrain ist das Herzstück eines jeden Songs, der Teil, der sich wiederholt und leicht im Gedächtnis bleibt. Er wiederholt sich sowohl in Klang als auch in Wort. Es ist der Kerngedanke, das zentrale Thema, ja – die Botschaft, die du deinen Hörern vermitteln möchtest. Wenn dein Song eine Flagge hätte, wäre der Refrain das, was darauf abgebildet ist.
Ich glaube, du weißt schon, welche deiner Melodien ein Refrain sind. Und vielleicht hast du die ein oder andere Melodie, die so geil sind zu singen, dass du dich fragst: Wie soll zu etwas so Endschönem ein Vers hinleiten?
Das Lehrwerk spricht: Refrains sind vier bis acht mal im Song drin. Ich sage: Sing ihn so oft wie er sich gut anfühlt und sing ihn, wenn du es spürst, einmal mehr als angedacht.
Bridge – die Achterbahnkurve
Die Bridge ist das Element des Songs, das einen Kontrast zum Rest des Songs bietet, oft sowohl musikalisch als auch textlich. Sie kann als eine Art ‚Achterbahnkurve‘ in deinem Song agieren, eine Wendung, die die Aufmerksamkeit der Hörer wieder einfängt. Es ist, als würdest du plötzlich einen kurzen Abstecher von der ausgetretenen Pfad machen, bevor du wieder auf die Hauptstraße zurückkehrst.
Denn melodiös kann hier Narrenfreiheit herrschen. Lad dich selbst ein, der Intuition zu folgen. Pfropfe aber nix extra oben drauf, wenn sich da nix von selbst entwickelt. Es gilt: intuitiv geflossen ist gut. Also, lehn dich aus dem Fenster, aber denk dran, nicht rauszufallen.
Pre-Chorus – der Spannungsaufbau
Der Pre-Chorus ist der Übergang von der Strophe zum Refrain. Er dient dazu, die Spannung aufzubauen und die Aufmerksamkeit des Hörers auf den kommenden Refrain zu lenken. Es ist wie der Trommelwirbel, bevor der Vorhang aufgezogen wird. Aber – und deswegen habe ich dieses Kapitel nicht vor den Refrain geschrieben: Der Refrain kann auch wunderbar ohne Pre-Chorus existieren.
Wenn du dich leiten lässt und deine Melodien schaffst, wirst du merken, dass sich manche Refrains zwingend aus den Versen erschaffen und ob du das Endteil des Verses Pre-Chorus nennst oder diese Klangabfolge als einen anderen Teil begreifst, ist deine Regel.
Es gilt: Du musst nicht benennen können, was du da machst. Es sei denn du sitzt in einem Studio und diese Art Arbeitsmaterial ist verlangt. Aber da du hier bist und das hier liest, möchtest du Songs schreiben, Freude daran empfinden und/oder in deine Routine kommen. Erstmal!
Also do as you like.
Outro – der sanfte Abschied
Das Outro ist der Schlussteil eines Songs. Es dient dazu, den Song ausklingen zu lassen und den Hörer sanft aus der musikalischen Erfahrung herauszuführen. Es ist der letzte Eindruck, den du hinterlässt, wie ein freundliches Winken, wenn sich die Gäste verabschieden.
Wenn du deine(n) Song(s) live spielst, lass dieses Outro bitte ausklingen und genieß den Applaus. Vergiss die abwinkende Geste, das verlegene Lächeln. Es ist einfach großartig, dass du gerade deine Musik mit uns geteilt hast. Also sei schwelgerisch und proud. Empfange den Applaus. Bleib groß!
Intro – der Magnet
Das Intro ist der Anfangsteil eines Songs. Es dient dazu, den Hörer in den Song einzuführen und die Stimmung zu setzen. Das Intro war mal bedeutsam. Es waren die ersten Klänge eines Songs und es konnten Minuten vergehen ehe die Sängerin / der Sänger die ersten Töne anstimmte.
Aber in Zeiten von Spotify, Instagram & Co darf schon im Intro eine schnelle instrumentale Ahnung vom Refrain enstehen. Die Hörer:innen lieben es sofort reingesogen zu werden. Aufmerksamkeitsspanne lässt grüßen, aber lass dich nicht beirren. Deine Fans hören dir auch beim Intro solange zu, wie du das möchtest. Es gibt kein Entkommen.
Auch Kinofilme funktionieren nicht nach der „Ich muss die Leute sofort reinziehen, sonst klicken sie woanders hin“ Regel. Entscheide du.
Hook – Ohrwurm-Zentrum II
Die Hook ist ein musikalischer oder lyrischer Ohrwurm, der sich durch den gesamten Song zieht. Es ist der Teil, der besonders ins Ohr geht und den Hörer dazu bringt, den Song immer wieder hören zu wollen. Es ist der „Haken“, der die Aufmerksamkeit der Hörer fängt. Und das kann der Refrain sein und ist auch oft der Refrain, aber auch Teile der Strophe oder ein krasses Solo, können eine Hook sein.
Also krieg keinen Mindfuck auf der Suche nach deiner Hook. Spür den Ohrwurm. Wahrscheinlich hast du mehrere Hooks.
Break – Gönn dir
Break ist eine Pause im Song, oft ohne Gesang, die dazu dient, die Dynamik zu verändern und den Hörer zu überraschen. Es ist wie ein kurzes Innehalten in einer spannenden Geschichte, das die Neugier und Spannung steigert. Gerne geht es danach einen Halbton höher weiter oder du überrascht auf andere Art und Weise.
Denk daran, nur der Song, der eine Break braucht, braucht eine Break. Alle anderen können durchlaufen, dich an den Haken nehmen, Bücher aufschlagen und Ohrwürmer verteilen.
Coda – die Zielgerade mit Überraschung
Die Coda ist ein zusätzlicher musikalischer Abschnitt am Ende des Songs, der oft dazu dient, das musikalische Thema des Songs noch einmal aufzugreifen oder zu erweitern. Es ist wie ein Epilog in einem Buch, der die Geschichte auf eine abschließende oder erweiternde Art und Weise rundet.
Solo – und jetzt du !
Das Solo in einem Song ist ein besonderer Moment, in dem ein bestimmtes Instrument oder der Gesang die volle Aufmerksamkeit erhält. Es ist die Chance für das Instrument oder die Stimme, Raum einzunehmen und die musikalische Geschichte in einem individuellen Stil zu erzählen. Es ist ein Moment, der prägt: Solist:innen wie Zuhörer:innen.
Wenn du alleine auftrittst bedeutet das: Dauersolo für dich.
Mögliche Strukturen
Nun kennst du die einzelnen Teile, aus denen ein Song zusammengesetzt ist – und wie ich vermutet habe, wusstest du das bereits zuvor. Lass uns nun einen Blick auf drei Möglichkeiten werfen, wie du diese Songteile zusammenführen kannst. Aber vergiss nicht: Wie du es letztendlich machst, hängt von deinen eigenen Regeln ab, von deiner kreativen Vision und von dem, was dein Song benötigt und wohin dich dein Klang führt.
1. Standard-Pop-Struktur:
– Intro
– Strophe
– Pre-Chorus
– Refrain
– Strophe
– Pre-Chorus
– Refrain
– Brücke
– Refrain
– Outro
2. Alternative Rock-Struktur:
– Intro
– Strophe
– Refrain
– Strophe
– Refrain
– Brücke
– Solo
– Refrain
– Outro
3. Klassische Balladen-Struktur:
– Intro
– Strophe
– Refrain
– Strophe
– Refrain
– Brücke
– Strophe
– Refrain
– Outro
Motivationskick für Dich
Du hast nun einen tieferen Einblick in die Struktur eines Songs erhalten. Du kennst die verschiedenen Teile, aus denen ein Song besteht, und hast drei Beispiele dafür gesehen, wie diese Teile zu einem Ganzen zusammengefügt werden können. Aber denk daran: Diese Strukturen sind kein festes Regelwerk, sondern Leitlinien. Sie sollen dir helfen, deine musikalischen Ideen zu formen, nicht sie einzuschränken.
Wenn du an einen Punkt kommst, an dem du das Gefühl hast, nicht weiterzukommen mach eine Pause, meditiere und geh spazieren. Kann es sein, dass dein Song vielleicht einfach schon fertig ist und du das nicht akzeptierst? Das ist zumindest eine der Möglichkeiten, warum du den Sack nicht zu machst. Und ich glaube, um ehrlich zu sein, diese Variante ist viel wahrscheinlicher als dass du nicht genug Musiktheorie kennst oder dass du zu viel Musiktheorie kennst.
Jetzt bist du an der Reihe! Setz dich hin und schreibe deinen eigenen Song. Experimentiere. Schreibe viele, nicht nur einen Song.
Das Wichtigste ist, dass du deinen kreativen Impulsen folgst und Musik machst, die dir gefällt. Vielleicht entdeckst du dabei sogar ganz neue Songstrukturen. Also zögere nicht, sei mutig und entfalte deine musikalische Kreativität. Ich freue mich zu hören, was du erschaffst!
Und wenn du das Gefühl hast, dass du zusätzliche Unterstützung brauchst, um die Songkreatrix in dir zu erwecken, probiere die Flow-Methode in „Dein innigster Song in 10 Tagen“ aus.
Ich bin für dich da.
Du bist nur einen Song davon entfernt.
[…] schreibst du wild Songs: Darf ich vorstellen, die Songkreatrix! Mehr Theorie brauchst du nicht: so sind Songs aufgebaut Wie du den inneren Schweinehund beim Songschreiben zum Verbündeten machst Mein […]